Preisträger*innen

Jury wählte Preisträger des internationalen Kompositionswettbewerb aus

Im Rahmen des Wettbewerbs erreichte die Jury 243 Stücke aus 51 Ländern und 60 Nationalitäten. Während der Sichtung der Stücke konnte die Jury die Entwicklungen der letzten drei Jahre gut nachvollziehen und war dankbar über die professionellen und diversen Einsendungen jeder Altersgruppe. Die Entscheidung für die Preisträger trafen die Mitglieder nicht pauschal nach Niveau und Erfahrung, sondern anhand verschiedener Parameter wie Konzept, Originalität und Individualität, Innovationskraft und ästhetische Konsequenz. Im engeren Fokus ihrer Betrachtung standen dann jene Komponist*innen, die mit ihrer Musik eine eigene Sprache, einen eigenen Stil etablieren und damit etwas neues kreieren konnten. Den dritten Preis gewinnt Jug Marković, der mit »m-Tongue« ein Stück vorgelegt hat, das im besten Sinne des Wortes »konzertant« ist: Virtuos und vielfarbig evoziert er einen Wettstreit der Instrumente, der sich teils dem kammermusikalischen Klangrausch nähert und teils diesen Eindruck mit Humor zurückzunehmen weiß. Rafael Renterías »Dark Eyes Full in Gore« schlägt eine Brücke zwischen konzeptueller Beschränkung – vier Basisemotionen und ihnen zugeordnete rhythmische Figuren sind der Ausgangspunkt für die Aufführung – und einer so reichhaltigen wie verstörenden Collage von Klang- und Geräuschbildern, in denen er die moderne Konsumwelt mit ihrem Schwanken zwischen Reizüberflutung und inhaltlicher Monotonie spiegelt. Tobias Fandel überzeugt in »Rational Choices« durch handwerkliche Präzision und die große Geduld und Konzentration, mit der er die Klangwelt des Stückes entfaltet. Rhythmische Reduktion tritt so in den Dienst einer Dramatik, die nicht offensiv aufbricht, sondern ihre Kraft aus der Disziplin der Formgebung zieht. Rafael Rentería und Tobias Fandel teilen sich den zweiten Preis des diesjährigen Wettbewerbs, ein erster Preis wurde nicht vergeben.

1. Preis: nicht vergeben
2. Preis: Tobias Fandel & Rafael Rentería
3. Preis: Jug K. Marković

Tobias Fandel (2. Platz)

Tobias Fandel setzt sich in seinen künstlerischen Arbeiten mit Wahrnehmung und Sinnlichkeit, Philosophie und Psychologie urbaner wie technologischer Veränderungen auseinander und schafft makroskopische »Pixel«, die fragmentierte ästhetische Erfahrungen ermöglichen und den Hörer dazu herausfordern, sich subjektiv zu positionieren.

Zahlreiche internationale Aufführungen und Engagements bei Festivals, Konzertreihen und Ensembles in Taipeh (Universität Soochow), Tel Aviv (CEME-Festival: Ensemble Meitar), Sotschi (XII. Sochi Winter Arts Festival: Yuri Bashmet), Moskau (Russische Staatsphilharmonie Moskau: Moscow Soloists), New York (Mise-En Music Festival: Ensemble Mise-En), Lugano (Ticino Musica: Ensemble Modern), Bangkok (TICF-Festival, Hong Kong New Music Ensemble), St. Petersburg (reMusik.org: Moscow Contemporary Music Ensemble) und Chengdu (XV Sun River Composition Prize: 3. Preis) zeugen von seiner kulturell offenen künstlerischen Vision.

Darüber hinaus hat Tobias Fandel mit verschiedenen Künstler*innen anderer Disziplinen wie Bobbi Chen (Schauspiel, Tanz), Ma Haijiao (Film) und Silvan Schmid (Jazztrompete) im Rahmen von Transcultural Collaboration und der Shanghai Biennale zusammengearbeitet.

Nach Studien in Frankfurt am Main (Musik und Mathematik), München (Klavier, Markus Bellheim), Zürich (Komposition, Isabel Mundry) und Helsinki (Klavier, Tuija Hakkila) legte Tobias Fandel in Leipzig das Meisterklassenexamen in der Klasse von Claus-Steffen Mahnkopf mit Auszeichnung ab und komplementiert derzeit seine akademische Ausbildung mit einer Promotion (The Chinese University of Hong Kong).

Rafael Rentería (2. Platz)

Rafael Rentería, geboren in Mexiko, ist ein Komponist akustischer und elektronischer Musik. Seine Werke wurden bei verschiedenen Festivals für zeitgenössische Musik in Mexiko, Kuba, den Vereinigten Staaten, Argentinien, Chile, Österreich, Frankreich und Polen aufgeführt, darunter das Ensenada Musikfestival und das Manuel Enriquez International Forum of New Music in den Jahren 2010 und 2011.

Zuletzt wurde er in einem Call for Scores in New York mit einem Stück für Streichquartett ausgewählt und gewann den ersten Platz beim 3. National Composition Competition mit einem Quartett für Schlagzeug und neue Elektronik, das vom SAFA Ensamble uraufgeführt wird.

Jug K. Marković (3. Platz)

Jug K. Marković wurde in Belgrad geboren und studierte Philosophie und Musik bei Vlastimir Trajković und Zoran Erić. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit bei Michael Finnissy besuchte er Meisterkurse bei renommierten Komponist*innen wie Enno Poppe, Richard Barrett, Georges Aperghis, Kaija Saariaho, John Corigliano, Franck Bedrossian, Mauro Lanza und Stefano Gervasoni. Marković war Composer in Residence bei Snape Maltings in England und bei der Calouste-Gulbenkian-Stiftung in Lissabon.

Seine Musik wurde bei renommierten europäischen Musikfestivals aufgeführt, darunter die Donaueschinger Musiktage, das Time of Music Festival und das Festival d’Aix-en-Provence. Marković ist Gewinner des ISCM-Preises für junge Komponist*innen 2019, des TENSO-Preises für junge Komponist*innen 2017 und des 3. Anton Matasovsky-Kompositionswettbewerbs. Seine Musik wurde vom Ensemble Intercontemporain, dem Mivos Quartett, dem Divertimento Ensemble, dem Chor des Lettischen Rundfunks, dem Chamber Choir Ireland, dem Construction Site New Music Ensemble, dem RTS Symphony Orchestra und den St. George Strings aufgeführt.

Marković schrieb Originalmusik für das Theaterstück »Phaedra«, den Stummfilm »Illusionisten« und für das Musiktheater-Monodrama »EDIT«, für das er den ArtTrema Fest-Preis gewann.

Zuletzt wurde Marković in das Programm Ircam Cursus 2020 aufgenommen.